Und es ist auch architektonisch ein besonderer Ort. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1911 eröffnet. Trotz der üblichen Umgestaltungswut, die nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Territorium der ehemaligen DDR bei öffentlichen Gebäuden der Kaiserzeit einsetzte, ist der Weltspiegel von dieser Praxis zum Glück verschont geblieben. Das konvex gestaltete Portal mit seinen Schmuckelementen aus Widderköpfen, Putten und hervorstehenden Fassadenverzierungen, vermittelt die herausragende Bedeutung des Gebäudes. Im Inneren ist das mit Rosémarmor gestaltete Jugendstiltreppenhaus besonders gut erhalten. Der Saal mit seiner wunderschönen vollständig blattvergoldeten Kassettendecke und dem schwungvollen Rang zeugt von der aufkommenden, luxuriösen Ausstattung zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
100 Jahre später erfolgte eine gründliche Renovierung und Instandsetzung in deren Mittelpunkt natürlich das Kinoerlebnis stand. Die multifunktionale Gestaltung der Saalebene mit einfahrbarer Podestierung zu einer waagrechten Echtholzparkettfläche bietet universelle Raumnutzungsvarianten für Galaabende, Kleinkunstaufführungen, Kongresse, Tanzabende etc..
Nach einer längeren Phase der Ungewissheit, wie es mit dem Weltspiegel wirtschaftlich weitergeht, gab es Ende 2018 endlich eine Entscheidung zur weiteren Betreibung. Eine neue Betreiber GmbH mit den Geschäftsführern Kerstin Adam und Wulf Sörgel wird künftig die Geschicke lenken. Beide sind dem Kino schon seit etlichen Jahren verbunden. Wulf Sörgel betreibt in Berlin bereits das Moviemento (Kreuzberg), das Central (Mitte) und das Toni (Weißensee). Kerstin Adam ist dem Weltspiegel seit fast sechs Jahren verbunden und war bisher für das operative Geschäft verantwortlich.
Kerstin Adam ist überzeugt davon, dass auch in Zeiten von Netflix & Co. das Kino als Ort der Begegnung und des Gemeinsamen, wo man sich mit Freunden und der Familie trifft, nicht zu ersetzen ist. Neben der technischen Überlegenheit mit der großen Leinwand, den 3D-Effekten oder auch den Sounderlebnissen, wird es ein Gefühl immer nur im Kino geben: wenn hunderte Menschen gleichzeitig in einem Raum gemeinsam lachen, weinen oder auch angespannt schweigen. Das sind sie dann, die kleinen, großen Kinomomente jedes einzelnen, die in Erinnerung bleiben und verbinden - hoffentlich noch lange mit dem Weltspiegel Filmtheater in Cottbus.
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